Dienstag, 20. Oktober 2009

[HIForum] [Kolloquium] 26.10.09 - Prof. H. Speck

Einladung zum

Informatischen Kolloquium Hamburg

Termine unter: http://www.informatik.uni-hamburg.de/Info/Kolloquium/


Prof. Hendrik Speck

Fachhochschule Kaiserslautern, University of Applied Sciences
Web: http://www.hendrikspeck.com/

Montag, 26.10.2009
um 17 Uhr c.t.
Vogt-Kölln-Straße 30
Konrad-Zuse-Hörsaal
Gebäude B


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* Identität und Gesellschaft. Identitätsbildung und Privatsphäre in sozialen Netzwerken *
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Identität, die Ausbildung unseres Ich, bezeichnet Kennzeichen
und das uns als Individuum, Singuläre, Unterscheidende. In Form von
Merkmalen, Attributen und Beziehungen, an der Grenzschicht von
Privatsphäre und Öffentlichkeit, erlaubt dies eineindeutige Erfassungen,
Identifizierungen, Zuordnungen, und Bewertungen. Im Ergebnis entstehen
Verhaltensmuster, Vorurteile, Stereotypen und Soziale
Erwartungshaltungen, die unsere Position, Rolle und Interaktion
innerhalb von Freunden, Familien, Gruppen und Gemeinschaften definieren.

Grundsätzlich gilt dies auch für soziale Netzwerke: Die Nutzung von
Namen, Eigenschaften, Sozialen Kategorien und Gruppierungen, von
Inhalten, Daten und Links sozusagen, geschieht nicht im luftleeren Raum.
Es handelt sich nicht um ein Gruppentreffen der Autisten: das
projektierte Ich trifft auf die Bewertungen des Anderen und bestimmt
unsere Identität, unsere Beziehung von Ich und Wir, mittlerweile in
vergleichbarem Umfang, wie die verbliebenen Restkontakte mit unserer
realen Welt.

Auch ohne Hinterfragung des Realen stellen sich grundlegende Fragen, die
mehr als nur mit politischem (Re)Aktionismus untersetzt werden wollen.
Es stellen sich grundsätzliche Fragen nach dem strukturellen Aufbau
vermeintlich sozialer Systeme; nach den Erfassungsmöglichkeiten
technokratischer Systeme; nach den Ausübungsrechten von Informationeller
Selbstbestimmung und Privatsphäre; nach den Kontrollverlusten von
Identität und Datenhoheit; nach Datenpolitik und Datenethik und nicht
zuletzt nach dem Spannungsfeld von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

Ein Betrachten dieser komplexen Regelkreisläufe und ihrer inhärenten
Systemträgheit beim Reagieren auf strukturelle Veränderungen ließ bisher
Gesellschaft und Politik hinter technologischen Evolutionen
hinterherhinken - umso größere Freiflächen und Herausforderungen
existieren für Wissenschaft und Technik. Es geht dabei um mehr als nur
Datenschutz und Privacy: Gerade im Umfeld des fürsorglichen
Überwachungsstaates, der sich wie auf Perlen aufschnürenden Datenpannen,
der immer lockender erscheinenden Angebote zur Datenprostitution, des
offensichtlichen Kompetenzverlustes politischer Entscheidungsebenen,
beinhaltet dies auch, die Übernahme der geistig moralischen Führerschaft
durch Informatiker und Kommunikationswissenschaftler, und die
konsequente Unterstützung von geeigneten Konzepten, Technologien und
Maßnahmen.

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Norbert Ritter
ritter@informatik.uni-hamburg.de, Tel. 42883-2419

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