Mittwoch, 14. Januar 2009

[HIForum] [Kolloquium] Vortrag am 19.1.09 - Prof. Dr. Lars Schwabe

Informatisches Kolloquium Hamburg


Termine unter: http://www.informatik.uni-hamburg.de/Info/Kolloquium/

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***Selbstmodelle beim Menschen: Neuronale Grundlagen von Telepräsenz
und Vorbild für technische Systeme***

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Prof. Dr. Lars Schwabe, Universität Rostock


Montag, 19. Januar 2009

um 17 Uhr c.t.

Vogt-Kölln-Straße 30

Konrad-Zuse-Hörsaal

Gebäude B


Wir wollen verstehen, inwiefern Menschen interne Modelle des eigenen
Organismus und dessen Interaktion mit der Umwelt verwenden.
Einerseits ist die Untersuchung solcher Selbstmodelle beim Menschen
ein Ansatz, um empirische Theorien von Bewusstsein und
Selbstbewusstsein zu entwickeln und somit von Interesse für die
Grund¬lagenforschung. Der Einsatz von Selbstmodellen in autonomen
technischen Systemen, gewonnen durch Abstraktion der relevanten
biologischen Prinzipien, ist jedoch auch ein Ansatz, um
beispielsweise die Mensch-Maschine-Interaktion zu verbessern.


In meinem Vortrag werde ich zunächst einige Experimente vorstellen,
die in den letzten Jahren das Interesse an der empirischen
Untersuchung des ³Selbst" geweckt haben. Es hat sich gezeigt, dass
durch geeignete multisensorische Stimulation nicht nur die
Konfiguration der Hände (³Rubber Hand"-Illusion [1]), sondern auch
die vermeintlich ³fest codierte" Lokalisation des Selbst in den
Grenzen des physikalischen Körpers manipuliert werden kann (³Rubber
Body"-Illusion, [2,3]), ähnlich wie es bei spontan auftretenden
außerkörperlichen Erfahrungen der Fall ist [4]. Telepräsenz und
virtuelle Welten sind einige Beispiele für mögliche Anwendungen
dieser Grundlagenforschung. Ich werde dann einige neuere eigene
Experimente präsentieren (Verhaltensexperimente und Messung der
elektrischen Gehirnaktivität mittels Elektroencephalografie), in
denen wir die kognitive Manipulation der Erste-Person-Perspektive
und unseren ³Autopiloten" beim zielgerichteten Gehen vermessen
haben. Letztendlich werde ich ein sehr einfaches Bayes'sches Modell
für die Verarbeitung vestibulärer sensorischer Information
vorstellen und zeigen, dass einige Aspekte von spontan auftretenden
außerkörperlichen Erfahrungen im Rahmen dieses Modells als eine
vestibuläre Illusion verstanden werden können [5]. Diese
Modellstudie ist eine Implementation unserer Grundannahme: Wir gehen
davon aus, dass sich Selbstmodelle als statistische und prädiktive
Modelle von sensorischer Information konzipieren lassen, die bei der
Planung und Durchführung von Aktionen verwendet werden. Weitere
Arbeiten werden nun zeigen müssen, inwiefern ein Transfer solcher
Selbstmodelle auf technische Systeme und Softwaresysteme deren
Performanz und Robustheit steigern kann.


[1] M. Botvinick and J. Cohen,/ Nature/, 1998 Feb 19; 391(6669):756.

[2] B. Lenggenhager et al.,/ Science/ 2007 Aug 24; 317(5841):1096-9.

[3] H. Ehrsson,/ Science/ 2007 Aug 24;317(5841):1048.

[4] O. Blanke, C. Mohr,/ Brain Research Reviews/ 2005 50:184-199.

[5] L. Schwabe and O. Blanke,/ Front. Hum. Neurosci./ (2008) 2:17.
doi:10.3389/neuro.09.017.2008.


Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Steffi Beckhaus

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Tel. 42883-2427

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