Donnerstag, 10. Juli 2008

[HIForum] [Kolloquium] Vortrag am 14.7.2008 Prof. Dr. G.G. Voß aus Chemnitz

Informatisches Kolloquium Hamburg

Termine unter: http://www.informatik.uni-hamburg.de/Info/Kolloquium/

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*Der arbeitende Kunde. Wenn Konsumenten zu Dienstleistern für die Dienstleister werden Š und das web 2.0 gigantische Gewinnmöglichkeiten zu versprechen scheint*

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Prof. Dr. G.G. Voß

Professur für Industrie- und Techniksoziologie

TU Chemnitz

Montag, 14. Juli 2008

um 17 Uhr c.t.

Vogt-Kölln-Straße 30

Konrad-Zuse-Hörsaal

Gebäude B

Der Beitrag beschäftigt sich aus arbeitssoziologischer Sicht mit dem Konsumenten. Dies ist nicht selbstverständlich, auch wenn das Thema Konsum unter Überschriften wie ³Produktion und Konsumtion² oder "Arbeit und Reproduktion³ eine traditionsreiche Fragestellung ist. Spätestens mit dem Struktur°©wandel von Arbeit und Ökonomie hin zu einer ³Dienstleistungsökonomie² vollziehen sich jedoch in diesem Feldinteressante Veränderungen. Die "Kunden³ werden dabei nicht nur immer systematischer in ihrer Eigenschaft als Käufer beachtet, sondern mehr als bisher in die unmittelbaren Arbeitszusammen°©hänge von Unternehmen integriert. Der "externe Faktor³ Kunde wird zunehmend als Feld erkannt, auf das zur Kostenreduktion betriebliche Funktionen ausgelagert werden können ("outsourcing auf den Kunden³). Kunden werden dabei zum Teil sogar schon explizit als "Dienstleister³ gesehen, die komplementär zur "Kundenorientierten Dienstleistung³ der Betriebe "Unternehmensorientierte Dienstleistung³ erbringen sollen.

Der Beitrag verfolgt die Überlegung, dass sich in der Folge solcher Strategien das Verhältnis von produktiver Arbeit im Betrieb und der außerbetrieblichen Aktivität der Gebrauchswertnutzer tiefgreifend verändern könnte. /Thes/e ist, dass sich eine neue Qualität der gesellschaftlichen Konsumtionsfunktion entwickeln könnte, die zugespitzt so formuliert werden kann, dass sich ein neuer aktiver Grundtypus des Konsumenten andeutet, der den bisherigen, eher passiv (als Käufer) auf dem Markt, wie dann auch in der (konsumtiven) Nutzung der Güter agierenden klassischen "Kunden² ablöst. Dieser neue Kundentypus wird als "/Arbeitender Konsument/³ bezeichnet, weil sein zentrales Merkmal eine systematisch erweiterte und vor allem betrieblich explizit gesteuerte und genutzte aktive Produktivität ist, die ihn nicht nur zum"Ko-Produzenten³, sondern zur "partiellen Arbeitskraft³ oder zur "Quasi-Arbeitskraft³ (so zwei schon etablierte Begriffe) für Betriebe macht.

Das interaktive Internet (web2.0) hat bei dieser Entwicklung eine besondere Bedeutung. Es entstehen dadurch völlig neuartige Möglichkeiten der Verlagerung von Funktionen auf Kunden, die für eine neue Qualität der Wertschöpfung (Der Kunde als "Wertschöpfungspartner³) genutzt werden können. Die Vielfalt der aktuellen Experimente ist kaum mehr zu überschauen. Inzwischen breit popularisierte Schlagworte zu diesem Feld (v.a. "crowdsourcing³, "wisdom oft the masses³, "open innovation³ u.v.a.m.) verschleiern jedoch mehr, als dass sie Klarheit verschaffen.

Diese Vermutung steht in expliziter Parallele und Ergänzung zur These des "Arbeitskraftunternehmers³, da es nicht nur erstaunliche Analogien gibt, sondern ganz offensichtlich Zusammenhänge: der sich möglicherweise herausbildende aktive und in seinen produktiven Leistungen gezielt in betriebliche Vorgänge einbezogene Kunde ist nämlich (strukturell gesehen) nichts anderes, als der (auf der anderen Seite) zunehmend betrieblich externalisierte Arbeitskraftunternehmer.

Beide Formen und die dahinter stehenden betrieblichen und gesellschaftlichen Prozesse sind (so die Vermutung) zwei Seiten einer gemeinsamen Entwicklung, bzw. sie sind zwei Seiten eines neuartigen Typus gesellschaftlicher Subjektivität (als Arbeitskraft und Konsument).

Kontakt: Dr. Guido Gryczan
Telefon +49 40 428 83 2310

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